Rezension zu: Langsdorff, Nicole: Jugendhilfe und Intersektionalität.

Langsdorff, Nicole von (Hg.) (2014): Jugendhilfe und Intersektionalität. Opladen: Budrich UniPress Ltd.

 

  1. Autor_innen/ Herausgeber

Dr. Nicole von Langsdorff ist Diplom-Sozialpädagogin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Evangelischen Hochschule Darmstadt.

 

  1. Inhalt und Besprechung

Intersektionalität, also die Verknüpfung von Ungleichheitskategorien wie Geschlecht, Klasse oder Ethnizität wird in den Sozialwissenschaften derzeit vielfältig diskutiert. Der vorliegende Band bezieht diesen Diskurs nun auf das Feld der Jugendhilfe und fragt, wie Intersektionalitätsansätze gewinnbringen für deren Theorie, Forschung und Praxis genutzt werden können.

Der erste Abschnitt des Bandes umfasst Beiträge zu theoretischen Perspektiven auf Intersektionalität resp. zur Intersektionalität in Theorien Sozialer Arbeit. Hier finden sich u.a. eine Auseinandersetzung mit dem Intersektionalitätskonzept sowie Beiträge zur Verzahnung von Intersektionalität und Theorien Sozialer Arbeit.

Im zweiten Abschnitt diskutieren zwei Beiträge, wie Forschung zur Kinder- und Jugendhilfe intersektional differenziert werden und resp. Intersektionalität berücksichtigen kann.

Im umfangreichsten Abschnitt des Buches verhandeln sechs Beiträge intersektionale Perspektiven auf die Jugendhilfe. An Themen und Arbeitsbereichen wie Gewaltprävention, Mädchenarbeit/ Mädchenpolitik, Jugendarbeit oder Normalitätsaushandlung diskutieren die Autor*innen beispielhaft die Relevanz und die Möglichkeiten von Intersektionalität für die Analyse und Bearbeitung sozialer Probleme und zeigen auf, wie durch eine intersektional qualifizierte Perspektive neue Reflexionsmöglichkeiten eröffnet werden.

  1. Fazit

Die Beiträge dieses Bandes bieten äußerst spannende theoretische Argumentationen, interessante Verknüpfungen und anschauliche Beispiele. Hervorzuheben ist die herausragende Verknüpfung von Theorie, Forschung und Praxis, der es gelingt konkrete Praxis gewinnbringend mit Forschung und Theorie zu verbinden.

Wer eine Einführung in Intersektionalitätskonzepte sucht greift mit diesem Buch daneben – der Band bietet keine Grundlegung in die Thematik und ist somit sehr voraussetzungsreich. Die Stärke des Bandes liegt in seinen vielfältigen Anregungen, wie Intersektionalität als Reflexions-, Analyse- und Interventionsfolie für die Praxis genutzt werden kann, wie Intersektionalität empirisch gefasst werden kann und wie Sozialarbeitstheorie durch intersektionale Differenzierung für Theorie und Praxis weiter entwickelt werden kann.

Erfreulich ist, dass er nicht im soziologischen Diskurs verhaftet bleibt, sondern sich tatsächlich konkret auf die Soziale Arbeit und auf das Feld der Jugendhilfe bezieht – und somit auch Intersektionalität plastisch und konkret werden lässt. Dabei werden sowohl Intersektionalität als auch derzeitige Forschung, Theorie und Praxis kritisch hinterfragt.

Autor der Rezension: Jan Wienforth